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Baugebiete: Mangelnde Ambition – so wird es nichts mit dem Strukturwandel

Im Bauausschuss wurde mein Antrag zur Schaffung neuen Baulandes in Schweinfurt behandelt – mit vielen Worten, aber wenig Klarheit (sehen sie hier für die Berichterstattung und hier zu meinem Antrag).

Die Fakten sind einfach:
In einer Zeit, wo aufgrund der niedrigen Zinsen und Inflationsängste, viele Familien bauen wollen, kann die Stadt keine Grundstücke anbieten. Die Folge: Familien ziehen ins Umland, mehr Pendelverkehr, eine Überalterung der Stadt und keine Steuereinnahmen für die Stadt. Wir lassen eine einmalige Chance an uns vorbei ziehen.

Von diesen einfachen Fakten hat die Verwaltung mit sehr vielen Worten gekonnt abgelenkt – vielleicht hat auch deshalb die Beantwortung 6 Monate gedauert. Da wird z.B. die Bellevue angeführt und die Plätze, die hier noch frei sein. 2017 gab es bereits eine Warteliste mit über 100 Bewerbern (!) – demgegenüber stehen 32 Grundstücke. Machen wir hier jetzt Schönheitswettbewerbe, um Grundstücke zu vergeben? Das passt zumindest zu unserer Verlosung des Yorktown Village – anscheinend gibt es doch jede Menge aufgestaute Nachfrage, die nicht befriedigt werden kann. Anscheinend soll hier die Illusion von vorhandenen Grundstücken vorgetäuscht werden, um vor wirklichen Problemen abzulenken.

Gleichzeitig werden wichtige Schritte für weitere Baugebiete weiter in die Zukunft geschoben – vor 2026 wird Schweinfurt keine passenden Grundstücke anbieten können. Anscheinend hat das Thema einfach keine Priorität – andere Sachen scheinen vor zu gehen. Dabei gibt es für die Zukunft der Stadt wenig wichtigeres. Wenn man die Großindustrie fragt sind z.B. attraktive Wohnbedingungen für Fachkräfte eine der wichtigsten Standortkriterien. Günstiger Baugrund ist ein wirklicher Vorteil den Schweinfurt gegenüber Großstädten wie München hat – ohne Not geben wir diesen auf.

Was mich noch mehr schockiert ist der Grund. Da wird argumentiert, dass sowieso niemand nach Schweinfurt ziehen wird, die Stadt stagniert, kein Zuwachs zu erwarten ist. Das ist Resignation – es fehlt jegliche Ambition und Wunsch Schweinfurt wirklich voran zu bringen. Und das zu einer Zeit von dramatischen Strukturwandel, wo sich große Chancen für Schweinfurt ergeben. So wird das nichts werden. 

Dieses “klein” machen, scheint mir ein roter Faden zu sein, der sich durch die Verwaltung zieht, egal um welches Thema es sich handelt. Ich erinnere mich noch an die Diskussion, die wir letztes Jahr im Stadtrat zu dem Thema pädagogischer Hilfslehrer in Grundschulen. Auf meine Nachfrage sagte der OB (Zitat nach Schweinfurter Tagblatt):

“die Stadt sei zu klein, um sich bayernweit bei so einem grundsätzlichen Thema wie der Förderung pädagogischer Hilfskräfte durch den Freistaat Gehör zu verschaffen.” (SW Tagblatt 12.11.2019).

Wenn wir in dem anstehenden Strukturwandel als Stadt bestehen wollen, müssen wir mutig sein, Risiken eingehen und gewinnen wollen. Wir müssen “groß denken”, anstatt uns immer nur “klein” zu machen. Leider sehe ich dafür wenige Anzeichen.


13. Februar 2020

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