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Meine Jahresabschlussrede 2019

Als ältestes Mitglied des Stadtrates hatte ich dieses Jahr erneut die (zweifelhafte) Ehre, die Jahresabschlussrede zu halten. Meine Themen darin: Ein Aufruf zu mehr Mut und “Stadt vor Partei” zu setzen, ein (zurückhaltendes) Lob an den Stadtrat für den zivilisierten Umgang untereinander sowie die Verwaltung, für ihre Arbeit und einige Gedanken zur Klimadiskussion.

Presseartikel

Den Artikel zu der Rede im Schweinfurter Tagblatt finden Sie hier.

Redetext

Den Redetext finden Sie hier (wie immer weicht das gesprochen Wort wahrscheinlich von der Textfassung ab):

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Frau Bürgermeister, sehr geehrter Herr
Bürgermeister,
werte Kolleginnen und Kollegen des Stadtrats

zur letzten Sitzung des Stadtrats vor dem Jahreswechsel ist es
Tradition, dass das älteste Stadtratsmitglied einige Worte an
das Gremium richten darf. Erschreckenderweise bin ich dies
nun bereits zum wiederholten Male.
Bevor ich zu den Dankes- und Segenswünschen komme,
möchte ich die Gelegenheit nutzen, doch auch einige
grundsätzliche Ausführungen zu unserer Arbeit hier im
Stadtrat zu machen.
Die zurückliegenden 12 Monate haben erneut gezeigt, dass es
hier in diesem Gremium alles in allem doch gesittet zugeht
und dass wir bei allen unterschiedlichen Auffassungen in den
Sachfragen, einen grundlegenden und gegenseitigen Respekt
haben. Unser aller Ziel sollte sein, dass dies so bleibt.
Dazu sollten wir uns alle vergegenwärtigen, dass wir einen Eid
geleistet haben, der Stadt Bestes zu wollen. Dies sollte die
Grundlage allen unseres Handeln sein. Gelegentlich ersetzen
der eine oder andere Kollege/Kollegin den Begriff „Stadt“ in
diesem Eid durch den Begriff „Partei“ – das geht auf Dauer
nicht gut.

Auch sind wir in den Stadtrat gewählt worden, um die
Interessen der Bürger zu vertreten. Dieser Aufgabe müssen
wir nachkommen und hier gemeinsam um die besten
Lösungen ringen und Mehrheiten suchen. Wenn wir in
diesem Gremium keine Mehrheit für unsere Ideen
bekommen haben, kann es nur in extremen Ausnahmefällen
der richtige Weg sein, ein Bürgerbegehren zu initiieren um
das Meinungsbild im Stadtrat zu umgehen und die
Verantwortung an die Bürger zurückzugeben.
In wenigen Wochen, am 15. März 2020, haben die
Bürgerinnen und Bürger erneut eine Gelegenheit, ihre
Vertreter für die nächsten sechs Jahre zu wählen. Lassen sie
uns einen fairen und anständigen Wahlkampf um die
Mandate führen, alles andere hilft nur radikalen Kräften, die
hier keiner haben will.
Noch ein Wort zum Klimaschutz, zweifelsohne ein ganz
wichtiges Thema. Als das älteste Stadtratsmitglied finde ich
den Einsatz und das Engagement, das vor allem unsere
Jugend hier zeigt, bemerkenswert – es gibt mir Hoffnung,
dass auch die nächste Generation sich um diesen Planeten
und diese Stadt sorgen wird. Unsere Aufgabe als Stadtrat ist
es, dieses Engagement in konkrete lokale Maßnahmen zu
wandeln und vor Ort zu vermitteln – zwischen den
berechtigten Sorgen um das Klima und den Ängsten der
Leute, was Klimaschutz für Ihren Beruf, ihr Haus & Auto und
ihren Brieftasche bedeutet. Dies wird eine der zentralen
Aufgaben für uns in der Zukunft sein.
War 2019 ein gutes Jahr für die Stadt? Ich bin mir nicht sicher.
Wirtschaftlicher Strukturwandel, Klimaschutz und das Altern

der Schweinfurter Bevölkerung stellt uns vor große
Herausforderungen. Wir haben bei all diesen Dingen Schritte
in die richtige Richtung in 2019 gemacht – aber für mich doch
recht zaghaft und, wie ich befürchte, nicht schnell genug.
Daher verbinde ich meinen Dank an Oberbürgermeister und
Verwaltung für die gute geleistete Arbeit mit dem Wunsch zu
mehr Mut für Entscheidungen und einen Gang höher zu
schalten bei der Umsetzung.
Dank auch an alle Kolleginnen und Kollegen für die
gemeinsame Arbeit hier im Stadtrat verbunden mit den
besten Wünschen für das bevorstehende Weihnachtsfest und
einen guten Rutsch ins Neue Jahr.
Mein letzter aber wichtigster Dank gilt aber den Bürgerinnen
und Bürgern unserer Stadt. Sie schaffen mit ihrer Hände und
Köpfe Arbeit den Wohlstand, sei es in den Betrieben,
Behörden oder Schulen oder auch im Ehrenamt, der
Schweinfurt lebenswert macht. Und der Wirtschaft, die mit
ihren Innovationen und Investitionen die Grundlage dafür
bereitstellt. Ihnen allen sind wir verpflichtet, gute Arbeit zu
leisten und Schweinfurt für die Zukunft wettbewerbsfähig zu
machen.
Nun aber halte ich es mit einem Sprichwort, dass ich selbst
wohl häufiger befolgen sollte:
Es ist besser zu schweigen und als Idiot verdächtigt zu
werden, als zu viel zu reden und alle Zweifel zu beseitigen.


20. Dezember 2019

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